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5, Phantasie und Realismus in den Märchen

Zeus, Hera und der/die Große Bär/in; Dornröschen in der altfranzösischen Fassung wird mehr als Wachgeküsst; Aschenputtel und die versteckte Erotik; die grausamen "Kinder und Hausmärchen" der Grimms; die faszinierende Reise der Scheherazade mit ihren (keinesfalls Tausendundeinen) Erzählungen von Indien bis Europa; die Erotik in den Erzählungen: skurril, grob, abenteuerlich. Formen, Interpretationen und Inhalte. Schließlich Michael Endes "Momo" und "Die Unendliche Geschichte".

Die Märchen sind zweifellos älter als die für uns bekannten mittelalterlichen Gemälde. Für ihr grundsätzliches Verständnis ist es wichtiger, als man gemeinhin denkt, die Zeit und das Leben ohne Computer, Fernsehen, Kino, Radio, Telefon und Zentralheizung vorzustellen. Von den Altertumsforschern wissen wir, dass Jäger-und-Sammler- und Nomaden-Kulturen täglich etwa vier Stunden "gearbeitet" haben. Der Rest, von der Zeugung, Geburt über Auseinandersetzung miteinander und anderen Sippen, bis zum Tod, war soziales Leben. Natürlich auch reden, die Sterne beobachten und das eigene Familienleben in den Himmel projizieren und darüber erzählen. In Griechenland über Gottvater Zeus etwa, der seine Hera betrog und von der auch noch erwischt wurde. Also verwandelte er die hübsche Geliebte flugs in einen Schwan. Eine lustige Idee! Doch Hera war unheimlich wütend und machte die Geschichte noch dramatischer: Sie verwandelte den immer noch eleganten Vogel in eine große Bärin (lateinisch: Ursa Major; Bär ist die falsche Übersetzung). Und wie wenn das nicht genug gewesen wäre, nagelte sie an eine Stelle des Himmels, von wo die arme niemals den Horizont – und somit das Meer – berühren konnte. Und in Griechenland kann es im Sommer auch heute recht heiß werden.

So erzählte man sich dies und ähnliches über die Jahrtausende – immer weiter, immer ein wenig anders. Spätestens vom 14. Jahrhundert ab schrieb man in Europa die Geschichten auf, an einigen Stellen der Erde natürlich schon früher. So auch die von Dornröschen, der 15-jährigen Prinzessin, die sich an einer Spindel verletzte und dadurch, zusammen mit Vaters Hofstaat, in einen längeren, tiefen Schlaf fiel. Das Schloss wurde von einer Dornen- später einer Rosenhecke umwuchert. Immerhin, nach 100 Jahren gelang es einem Prinzen, die Hecke mit seinem Schwert (!) zu durchschneiden und die (seltsamer Weise nicht gealterte) Prinzessin wach zu küssen. Darauf erwachte auch der ganze Hofstaat – und es wurde mit großem Pomp geheiratet. In der altfranzösischen Fassung von 1330 und auch in der katalanischen von 1350, wird die Prinzessin beim Wachküssen auch geschwängert.

Und da aus kleinen Mädchen auch schon früher große Mädchen wurden, mag das Märchen das Erwachsenwerden zum versteckten Thema haben. Dafür braucht man manchmal auch heute einen Prinzen, der um die Jungfrau gegen deren verschlafene Familie kämpft. Dass sie in den ältesten Fassungen gleich geschwängert wurde, zeigt vermutlich die freiere Haltung zur Sexualität. So gab es im islamischen Andalusien die Probeehe – und keinen Zirkus um die Jungfraulichkeit.
Heute beeilen sich die Moralaposteln, uns zu versichern, dass die grausamen und obszönen Märchen mit schockierenden Wendungen, nicht für Kinder, sondern von erwachsenen Märchenerzähler für Erwachsene Zuhörer ausgedacht wurden. Allerdings wissen wir von Geschichtsforschern, dass die Kinder in der damaligen Zeit nicht gerade weit von den Erwachsenen lebten – bestenfalls schliefen sie.

Das deutsche Wort "Märchen" stammt von Mittelalthochdeutsch "Märe" ab. Darunter verstand man Nachricht, Kunde, Erzählung, Gerücht. Also allerlei Phantasievolles. Mär-chen sind also "kleine Gerüchte", kurze Erzählungen.

Anfang des 19. Jahrhunderts wollte der Dichter Clemens Brentano (1778 – 1842) ein Märchenbuch herausgeben, in Zusammenarbeit mit Wilhelm Grimm (Sprachwissenschaftler 1786 – 1859) und seinem Bruder Jacob (Sagen- und Märchensammler 1789 – 1863). Seine kleine Gruppe, dazu hilfsbereite Studenten, suchte und fand Texte in der Barockliteratur (ca. 1575 bis ca. 1780), bei Sammlungen der französischen Aufklärung (ca. 1790), bei Hans Sachs (Dichter und Schuhmacher 1494 – 1576), Martin Luther (Mönch und Kirchenreformator 1483 – 1546) und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (Schriftsteller des Barock 1622 – 1676). Die Sammler wurden auch bei Erzählern fündig, die das Erbe ihrer Großmütter und deren Großmütter noch mündlich vortrugen.
Doch als die Anthologie im Dezember 1812 in Berlin erschien, wurde sie eine Enttäuschung. Erst als Wilhelm Grimm die wissenschaftlichen Erklärungen seines Bruders Jakob herausstrich, die Märchen der verklemmten Zeit und Erziehung gerecht redigierte, vor allem aber die Texte mit bunten Zeichnungen illustrierte – wurden die "Kinder- und Hausmärchen" ein Erfolg. Ein großer.

Die Inhalte sind bemerkenswert: Da ist der kleinste, oft auch der dümmste, Bruder der durch Glück oder List, die Hand einer Königstochter bekommt "und das halbe Königsreich dazu". Andere müssen erst "in die Welt hinaus" (wie heute "Wirtschaftsflüchtlinge") bevor sie zu Hause ihr Glück machen. Die Mädchen, ohne Staubsauger, Spül- und Waschmaschine, sind in den Märchen und im wirklichen Leben besser fleißig und bescheiden.
Wie "Aschenputtel". Und nicht wie ihre faulen, eitlen Stiefschwestern. Dazu eine kleine, versteckte symbolisch-erotische Andeutung; womöglich aus dem Französischen Fassung übernommen und übersehen: Den bösen Stiefschwestern passt, bei einer gestrengen Prüfung durch den Prinzen, Aschenputtels kleiner, enger Schuh (?) nicht. Sie hat ihn beim Ball verloren, wohin sie sich eingeschlichen, einmal mit dem Prinzen getanzt und dann verschwunden ist. Freilich sucht sie der Prinz fieberhaft, findet sie auch, die zwei sind glücklich und heiraten. Bei den Grimms gibt es auch eine Hochzeit, doch auf dem Gang zur Kirche werden den Stiefschwestern die Augen von zwei Tauben ausgestochen. So sah damals die "Für Kinder gereinigte Fassung" aus: Eine pauschale Strafandrohung an alle älteren Geschwister, von denen die meisten den Kleineren wohlgesonnen waren. Erstaunlich! Oder? Umso erstaunlicher, als in der älteren, französischen Fassung, 1697 von Charles Perrault aufgeschrieben, Cendrillon/Aschenputtel ihren Tiefschwestern verzeiht. Sie werden sogar mit Edelleuten gut verheiratet.

Mein Lieblingsmärchen gerade für Kinder ist Des Kaisers neue Kleider vom dänischen Autor Hans Christian Andersen (erschienen im April 1837 in der Sammlung Märchen für Kinder erzählt; ursprünglich aus dem maurischen Spanien von 1335). Darin überreden zwei Betrüger einen Kaiser, bei ihnen, für viel Geld, neue, wunderbare Kleider nähen zu lassen – die allerdings nur kluge Menschen sehen können. Tatsächlich lobt der ganze Hofstaat die unsichtbaren Kleider. Erst beim Festzug durch die Stadt ruft ein Kind: "Der Kaiser hat ja nichts an!" Eben! Eitelkeit, Betrug und die unverdorbene Klarsicht eines Kindes sind die wichtigen Themen des Märchens – die auch heute gültig sind.

Ein Wort zur abenteuerlichen Reise der Scheherazade/Schahrasad - und ihrer Tausendundeinen Erzählungen: Ich hätte gern die Umschrift Schahrasad der Arabistin und Übersetzerin, Claudia Ott, übernommen. Allein, ich hatte Angst, die Leser mit dem ungewohnten Namen ständig zu stören. So bin ich bei Scheherazade geblieben.

Und noch ein Wort: Die Rahmenhandlung um die Geschichten-Erzählerin ist Urmutter aller Fortsetzungsromane, Artikelserien ob "Sherlock Holms", "Tatort" oder "Ein Herz und eine Seele".

Den Beginn der Erzählung entnehme ich aus "101 Nacht". In der Literaturwissenschaft nennt man es die "Kleine Schwester" von "Tausendundeine Nacht". Diese "Andalusische Handschrift" aus dem Jahr 1234 wurde von der Arabistin Claudia Ott 2010 im Aga Khan Museum in Cordoba gefunden und ins Deutsche übersetzt. Sie, die Rahmenhandlung, entspricht weitgehend der ersten arabischen Handschrift von "Tausendundeine Nacht" die von Muhsin Mahdi im 15. Jahrhundert herausgegeben wurde (Übersetzung ebenfalls Frau Ott).

Endlich: Die Geschichte von König Schachrayar und der Tochter seines Großwesirs, Scheherazade – mit Fragen und Einschüben für denkende Leser von Ihrem Autor, P.P.M.

Schachrayar, König einer unbenannten Insel zwischen Persien und China, ist tief beleidigt durch die Untreue seiner Frau. Er tötet sie. Anschließend befiehlt er seinem Großwesir (Premierminister), ihm jede Nacht eine Jungfrau zu bringen, die er heiratet und am nächsten Morgen umbringt. Als die Töchter der Großen und Wichtigen seines Hofstaates tot sind, sagt der König dem Großwesir: "Gib mir deine Tochter zur Frau!" "Jawohl, mein Gebieter", antwortet der Großwesir, "sie ist deine Magd, zusammen mit ihrer Schwester. Heute Nacht bringe ich sie dir."
Und als die Nacht hereingebrochen war, führte der Großwesir seine Tochter (nur eine?) in den Palast des Königs. Der Vereinigte sich mit Scheherazade und verbrachte mit ihr die Nacht, wobei er sein begehren an ihr stillte. Dann wollte er sie töten.
Sie aber sagte: "Mein Fürst! Wenn du mich bis zur nächsten Nacht leben lässt, erzähle ich dir eine Geschichte, die du ganz bestimmt noch nie gehört hast." Der König war einverstanden. Er verließ das Gemach, versiegelte die Tür und ging zu seinem Regierungssitz. Wo die Schwester Scheherazades in dieser Nacht war und was sie tat, erfahren wir nicht. Von Danisad lesen wir erst in der zweiten Nacht, als endlich die Erzählungen beginnen: In der folgenden Nacht kam der König wieder, brach das Siegel auf, trat ins Gemach und schlief mit dem Mädchen – vermutlich mit Scheherazade. Dann aber rief ihre Schwester: "Erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten! (Warum wohl in der Mehrzahl? Ahnte sie, zumindest hoffte sie, dass es etwas mehr als eine Geschichte sein werde?)
So erzählt Scheherazade eine Geschichte, die sie im Morgengrauen an der spannendsten Stelle abbricht. Schachrayar ist so gespannt, so neugierig auf den Schluss, dass er Scheherazade wieder nicht tötet. Und in der dritten Nacht auch nicht. Die Erzählung immer noch nicht zu Ende – und bald fehlt der Schluss eines neuen Abenteuers. So kommt sie wieder und wieder mit dem Leben davon. Die Schwester Dinarasad verbindet eine Nacht mit der anderen, indem sie im Morgengrauen sagt: "Wie schön und spannend ist deine Geschichte!"
Worauf die Erzählerin antwortet: "Was ist das schon gegen das, was ich Morgen erzählen werde, wenn ich dann noch lebe, wenn mich dieser König verschont."
Allerdings hat die junge und, wie wir annehmen möchten, zauberhafte Scheherazade nicht nur erzählt. Denn in den knapp drei Jahren hat sie drei Kinder zur Welt gebracht. Und schließlich gewährt ihr König Schachrayar Gnade – wofür eigentlich?

In diesem archaischen Rahmen, in dem ich keinen tieferen Sinn entdecken kann, steckt ein Sammelsurium an Abenteuern, Zaubereien, Verwünschungen, groben erotischen Geschichten, Tragödien, Komödien, religiösen Legenden. Die Rahmenhandlung selbst und einige Fabeln weisen auf indischen Ursprung hin – vermutlich aus dem Jahr 250 n. Chr. Das älteste erhaltene indische Fragment datiert auf 850 n. Chr., das "Chicagoer Fragment".
Ums Jahr 500 n. Chr. wurden einige Erzählungen vom Indischen ins Mittelpersische übersetzt und um persische Märchen erweitert. So bekam auch der persisch-sasadinische Großkönig Chosran I. eine hübsche Rolle. Später wurden Elemente aus griechischen Sagen (Odyssee) aufgenommen. Vermutlich im 8. Jahrhundert entstand die erste arabische Übersetzung mit islamischen Formeln und Zitaten angereichert. Im 11. und 12. Jahrhundert kamen phantastische ägyptische Geschichten hinzu – dafür wurden andere entfernt.
Der Orientalist Antoine Galland (1646 – 1715) publizierte 1704 seine französische Übersetzung und erweiterte die Sammlung mit arabischen Texten, die er vermutlich von einem syrischen Märchenerzähler in Paris gehört hatte: So "Aladin und die Wunderlampe", "Sindbad der Seefahrer", "Ali Baba und die 40 Räuber".

Wie viele Nächte? Wie viele Märchen? Der einigermaßen umfassende arabische Text, den Galland 1701 gekauft hat, die so genannte "Galland-Handschrift", enthält die Erzählungen von der ersten bis zur 282. Nacht, und bricht ab (diese Handschrift befindet sich heute in der Französischen Nationalbibliothek in Paris). Im Jahr 2010 fand die Orientalistin Claudia Ott in der Tübinger Universitätsbibliothek die Fortsetzung. Sie beginnt tatsächlich mit der 283. und endet mit der 542. Nacht.
Wenn man freilich die Märchen eines um das andere liest, wird einem klar, dass es gar nicht tausend sein können – wenn Scheherazade überhaut 1001 Nächte lang erzählt hat. Denn sie hört ja in der Morgendämmerung – mitten in einer Geschichte – auf, und in der folgenden Nacht, nach dem der König das Siegel der Tür aufbricht, sich wieder mit ihr vereinigt, sein Begehren an ihr stillt, berichtet sie weiter von derselben Stelle an, wo sie aufgehört hat. Zwar wiederholt der König anfangs, dass die Erzählung nun sein Ende haben möge, aber Scheherazade ist entschlossen, am Leben zu bleiben, ist zweifellos eine gute Erzählerin – und der König gewöhnt sich mit den Nächten an ihren Rhythmus und kann sie nicht aufgeben. Ob tausend Nächte oder nicht (was hat sie nur am Tag gemacht?), allein die Rahmenhandlung ist enorm erfolgreich: als Märchen, Theater, Ballett, Film, Operette, Musical, Hörspiel.

Die erste, eigentlich zweite, Nacht: Bemerkenswerter Weise findet man unzählige Quellen mit der Beschreibung der Rahmenhandlung, aber verhältnismäßig wenige mit den Märchen selbst (von den Galland hinzugefügten Ali Baba und die anderen Räubergeschichten einmal abgesehen). Hier also die Kurzfassung der Erzählung der ersten (und zweiten und dritten) Nacht, nach der ältesten arabischen Handschrift von Muhsin Mahdi aus dem 15. Jahrhundert. Wegen ihrer zauberhaften Diktion – die nach Sandelholzöl auf der leicht verschwitzten Haut einer jemenitischen Küchenmagd duftet – zitiere ich wieder mit Handkuss die Arabistin Claudia Ott mit dem Anfang der ersten Erzählung (zum Inhalt, meinen Fragen und Zweifeln kommen wir anschließend).

Der Kaufmann und der Dschinni (männlicher Dämon): Scheherazade sagte: Die Leute behaupten, o glücklicher König und Herr des rechten Urteils, dass es einmal einen Kaufmann gab, der reich und wohlhabend war, ein großes Vermögen und viele Sklaven besaß. Er hatte eine ganze Anzahl von Frauen und Kinder außerdem Bürgschaften und Kredite im ganzen Land.
Er zog eines Tages aus, um in ein anderes Land zu reisen. Er bestieg also ein Reittier und packte unter sich eine Satteltasche mit saurem Gemüse und Datteln als Wegzehrung. Dann reiste er Tage und Nächte, bis Gott ihn wohlbehalten am Ziel seiner Reise ankommen ließ. Dort erledigte er seine Geschäfte, o glücklicher König, und machte sich dann auf den Rückweg in sein Land und zu seiner Familie. Er reiste drei Tage lang. Am vierten Tag kam eine große Hitze auf, die die Erde völlig versengte. Da sah er nun vor sich eine Plantage (nicht besser Oase?), ritt auf diese zu, um dort Schatten zu suchen. Er gelangte an einen Nussbaum, unter dem eine frische Quelle sprudelte. An der Quelle ließ er sich nieder, band sein Tier fest, lud die Satteltasche ab, entnahm ihr etwas von dem eingelegten Gemüse, das er als Wegzehrung dabei hatte, sowie einige Datteln. Er begann die Datteln zu verspeisen (und das Gemüse?) und warf die Dattelkerne nach rechts und links von sich, bis er fertig war. Dann stand er auf, reinigte sich und betete.
Erst als er sich beim Gebet zum Gruß umblickte, bemerkte er einen alten Dschinni (einen männlichen Dämon, wie Du dich wohl erinnerst, o, Du glücklicher Leser). Seine Füße standen auf der Erde, sein Kopf aber ragte bis in die Wolken, und in seiner Hand hielt er ein gezücktes Schwert. Der Dschinni kam heran, bis er direkt vor ihm stand (freilich höchstens seine Füße). "Steh' auf, damit ich dich töte mit diesem Schwert, so wie du meinen Sohn getötet hast!" brüllte er ihm entgegen… Soweit das Zitat aus der Übersetzung von Claudia Ott.
Nach einigem Palaver stellt sich etwas Seltsames heraus: Nämlich dass der reisende Händler, als er nichtsahnend die Datteln aß und die Kerne um sich warf, den unsichtbaren Sohn des großen Dschinni mit einem der Kerne tödlich am Kopf traf, als der dort vorbeispazierte. Der starb denn auch augenblicklich – wie es sich nach einem tödlichen Treffer gehört. Der große Dschinni ist außer sich. Der Kaufmann versucht sich zu verteidigen, aber es hilft nichts. Der Dschinni holt mit seinem Schwert aus… Doch da erscheinen die ersten fahlen Strahlen des morgendlichen Sonnenlichts und Scheherazade unterbricht ihre Erzählung.
In der dritten Nacht erfährt König Schahriyar, dass es dem Kaufmann gelingt einen Aufschub auszuhandeln. Er verspricht, pünktlich in einem Jahr, nachdem er sich von seiner Familie verabschiedet und seine Geschäfte für die Ewigkeit in Ordnung gebracht hat, wieder am Nussbaum zu erscheinen um seinen Kopf abschneiden zu lassen… Und es dämmert wieder. Danisad lobt die Erzählung, Scheherazade verweist auf die Fortsetzung, der König erhebt sich, versiegelt wieder die Tür, und alle gehen schlafen. In der vierten Nacht berichtet Scheherazade weiter, dass der Dummkopf von Kaufmann tatsächlich unter dem Nussbaum sitzt und auf seine Hinrichtung wartet. Obendrein verspätet sich der Dschinni. Stattdessen erscheinen drei alte Männer nacheinander und als der Dschinni auch endlich ankommt, handeln die Alten mit ihm aus, für ihre – herzzerreißend schöne und abenteuerliche –, Erzählungen dem Kaufmann seine Sünde zu vergeben. Es beginnen also nacheinander drei Geschichten in der Geschichte, die Nächte gehen und kommen wieder und wieder und wieder.

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