background

4, Salgado und das Migefühl hinter seinen Fotos

Andersartig als Dalís Arbeiten erscheinen die Bilder des zurückhaltenden brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado (geb. 1944, lebt in Paris). Er fotografiert meist in Schwarz-Weiß: Eine offene brasilianischen Goldmiene, in dem 50.000 halbnackte, schmutzverschmierte Menschen wie Ameisen schuften; rußverschmierte, todmüde Feuerwehrmänner aus Kanada, hinter ihnen, wie ein Inferno, die brennenden Ölquellen in Kuwait während des ersten Golfkriegs; Leichenberge in Jugoslawien; das Morden in Ruanda; Flüchtlingsfamilien mit kleinen nackten Kindern auf einer endlosen Straße irgendwo in Afrika; eine blinde junge Frau aus Mali, die auf die Essensausgabe in einem Flüchtlingslager wartet – ihr schönes Gesicht zeigt den ganzen Schmerz der Welt.
Salgados Fotos, ob sie das Leid oder das Glück zeigen, haben eine eigene Ästhetik. So werfen ihm seine Kritiker vor, er fotografiere das Grauen schön.
Ich muss dazu bekennen, ich kann derartige Bilder nur so ertragen. Und nach dem Wim-Wenders-Film "Salz der Erde" (2014) über Salgado, glaube ich zu verstehen: Es ist sein Mitgefühl, das ich hinter seinen Fotos spüre. Das ist das Thema seiner Bilder: Die Realität des Mitleids hinter den phantastisch-dramatischen Aufnahmen.
Schließlich noch eine gute Nachricht über Salgado (für alle, die den Film nicht gesehen haben): Sein letztes Projekt (Beginn 2004) "Genesis" zeigt von Religion und Zivilisation unberührte, glückliche Menschen in unberührten Landschaften.

Weiter zum Kapitel 5, Phantasie und Realismus in den Märchen.



Zurück zum Inhalt.